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SUIZID
Frankreich:
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Tote
durch
Selbstmord als durch Verkehrsunfälle
1
Selbstmord
alle
40 Minuten !
1998:
12.000
Tote
160.000
Versuche
|
SUIZID
Belgien:
Zweithäufigste
Todesursache
bei
den
15-
bis 24jährigen
Häufigste Todesursache bei den 25- bis 45jährigen
Täglich
60
bis 70 Selbstmordversuche
Mehr als
2.000
Tote jährlich
Mehr
als 20.000 Versuche
|
Und
jedesmal
gibt
es:
*eine Familie*
*Freunde*
*Bekannte*
*Kollegen*
|
EIN PAAR ZAHLEN |
Land
+ Jahr |
Suizidopfer pro
100.000 |
Belgien
40,1
1996
Deutschland
28,0
1999
Frankreich
35,5
1999
Großbritannien
15,1
1999
Luxemburg
34,6
2001
Niederlande
19,3
1999
Österreich
37,1
2001
Schweiz
36,5
1999
|
Seitenanfang
|
|
Das
folgende Forschungsergebnis richtet sich eigentlich nicht an
Eltern, Angehörige und Freunde, sondern an Therapeuten und/oder
Ärzte, an ausgebildetes Personal jedenfalls, die gelernt haben
suizidgefährdete Personen zu erkennen und entsprechend zu
behandeln. Dennoch finde ich es wichtig, dass dieser Artikel
hier auf diesen Seiten steht. Für uns alle.
Jeder
von uns wirft sich vor nicht genug getan zu haben um die Gefahr
zu erkennen und das Schreckliche zu verhindern. Dieser Artikel
macht uns klar, dass wir das gar nicht gekonnt hätten. Er zeigt
uns wie viel Kompetenz und wie viel Erfahrung wir hätten haben
müssen um dem Menschen der uns verlassen hat zurück ins Leben
zu verhelfen.
Und
vor allem wie viel emotionalen Abstand wir gebraucht hätten um die drohende Gefahr überhaupt zu erkennen. Aber den hatten
wir nicht, den konnten wir nicht haben, denn wir haben sie ja
geliebt. Ihre Schmerzen waren unsere Schmerzen, ihre Leiden die
unseren.
Entweder
haben wir ihre Verzweiflung geteilt und selbst darunter
gelitten, sodass jede objektive Betrachtung für uns unmöglich
war, oder aber wir wussten gar nichts davon, weil sie in ihrer
Liebe zu uns, uns von ihrem Kummer verschonen wollten.
Vielleicht
hat sich auch der eine oder andere von uns in dem Moment, der
uns heute als entscheidend erscheint, abgewendet oder hatte aus
irgendeinem nichtigen Grund gerade dann keine Zeit. Ich kann mir
aber nicht vorstellen, dass irgendjemand auf dieser Seite
landet, bei dem das aus Mangel an Liebe geschehen wäre.
Es
ist die Liebe, die uns blind machte. Werfen wir uns diese Liebe
nicht vor. Sie lebt für ewig weiter. |
Auszüge
aus einem Forschungsergebnis von Monique SÉGUIN, Ph
.D.
Direktorin
des Forschungs-Laboratoriums über Selbstmord und Trauer
Forschungsinstitut
Fernand-Seguin Hôpital Louis-H. Lafontaine, Montréal
(Übersetzung
aus dem Französischen)
Welches
sind die besten Interventionsmodalitäten vom Auftauchen des Gedankens
bis zu seiner Ausführung
Um einen Selbstmord überhaupt
verhindern zu können, muss man sich auf ein
theoretisches Schema stützen können, das es gestattet die
Entwicklung des Suizidprozesses festzulegen und die jeweils notwendigen
Schritte einzuleiten. Nur die Möglichkeit das jeweilige Stadium in dem
sich der Suizidgefährdete befindet, genauestens einzugrenzen,
erlaubt es auch die angebrachten Maßnahmen zu ergreifen.
Suizid
prozess
Bei der hier angeführten
Beschreibung des Suizidprozesses dürfen wir die persönliche Ambivalenz
nicht aus den Augen verlieren. Sie erhält das Leiden und alle Gefühle
der Ausweglosigkeit welche der suizidgefährdeten Person innewohnen. Die
suizidgefährdete Person hat im allgemeinen das Gefühle, alle Mittel
die augenblickliche Krise zu überwinden, bereits ausgeschöpft zu
haben. Tatsächlich haben einige Leute ihr Repertoire an persönlichen
Strategien erschöpft. Der Selbstmord erscheint ihnen dann als einziges
Entkommen aus ihrem Leid.
Man kann den Suizidprozess in
folgende Etappen unterteilen:
A. Die Suche nach Strategien oder Lösungen
die aus der Krise herausführen.
B. Das Auftauchen von
Suizidgedanken.
C. Das Hin- und Herwälzen des
Suizidgedankens.
D. Die Kristallisierung und die
Planung des Suizidszenarios.
E. Das auslösende Moment und die
Umsetzung in die Tat.
Im Folgenden legen wir die einzelnen
Etappen bis zum Selbstmord dar.
Beginn der Krise
A. Die Suche nach Strategien oder
Lösungen
die aus der Krise herausführen
In dieser ersten Phase macht die
Person Inventar der verschiedenen ihr augenblicklich zur
Verfügung stehenden Möglichkeiten; einige können bereits
erprobt sein, andere sind neu. Jede dieser Lösungen wird auf
ihre Fähigkeit geprüft die momentane Situation zu ändern
sowie auf ihre Wirksamkeit den Schmerz zu lindern.
Einige Personen begegnen diesem
Prozess mit einem weit ausladenden Fächer an Lösungen; sie
wählen eine oder mehrere Strategien und es gelingt ihnen recht
schnell die Krise zu beenden. Nichtsdestotrotz, in einigen
Fällen, ist der Fächer der Möglichkeiten von Anfang an
beschränkt oder er wird immer kleiner durch das allmähliche
Ausscheiden der Lösungen. Lösungen werden entweder von
vornherein ausgeschlossen oder nachdem man sie ausprobiert hat,
und sie nicht die aktuellen, dringenden Bedürfnisse
befriedigten.
In diesem Stadium wurde der Suizid
noch nicht in Betracht gezogen oder er tauchte nur als vage Idee
auf:
" Ich wäre gerne weit von
hier. "
" Ich werde auf eine lange
Reise gehen. "
" Das geht vorbei... hoffe ich.
" |
Interventionsmodalitäten
In diesem Stadium ist die
suizidgefährdete Person immer noch auf der Suche nach
Strategien die es ihr erlauben nach und nach ihr Gleichgewicht
wiederzufinden. Das Intervenieren müsste so aussehen, dass man
Vertrauen aufbaut, der Person ein Gefühl persönlicher
Tatkräftigkeit vermittelt und ihr ihr Gefühl der
Machtlosigkeit nimmt. Die Suche nach konkreten Strategien ist
wichtig; der Intervenierende und die suizidgefährdete Person
müssen zusammen einen Handlungsplan aufstellen und die
Folgeschritte festlegen und das in kürzester Zeit. |
B. Das Auftauchen von
Selbstmordgedanken
Während der Suche nach Lösungen
und derem allmählichen Ausscheiden, kann es sein, dass die
Person an den Suizid denkt als eine der ins Auge zu fassenden Möglichkeiten
um den augenblicklichen Schmerz zu beenden. Dieses erste
Auftauchen des Selbstmordgedankens überrascht vielleicht.
Dieser Gedanke kann wieder verschwinden und nie wieder
auftauchen oder, im Gegenteil, später zurückkommen. In dieser
Phase können Selbstmordgedanken sich folgendermaßen äußern:
" Wenn ich tot wäre, wäre das
Problem gelöst. "
" Wenn das so weitergeht...stürz'
ich mich von der Brücke! "
" Ich halte das nicht mehr
lange aus...ich wäre lieber tot. "
" Was bringt es noch zu kämpfen?
"
" Wenn ich einen Unfall hätte...das
würde alle meine Probleme beenden. "
Der Prozess geht weiter und die
Person jongliert mit dem Selbstmordgedanken. Sie weist Lösungen
von sich die die Dringlichkeit der Krise und die von ihr ausgelösten
Gefühle nicht abgeschwächt haben. Sie versucht zum Beispiel über
ihren Zustand zu reden, spielt mit dem Gedanken den Arbeitsplatz
oder die Freunde zu wechseln, umzuziehen, ihr Verhalten zu ändern
usw. Manchmal bringen diese Versuche überhaupt keine Besserung
oder keine Linderung des Leidens; dieses weitere Scheitern
liefert der selbstmordgefährdeten Person nur die Bestätigung,
dass sie sich in einer Sackgasse befindet.
Der Selbstmord drängt sich immer
wieder als Lösung auf und man denkt immer länger darüber
nach, stellt sich immer mehr das mögliche Szenario vor. Zu
Anfang nur ein flüchtiger Gedanke, wird die Idee immer drängender
und ernster.
" Es würde alles klären.
"
" Ich würde niemandem mehr auf
die Nerven gehen, weder meiner Familie noch meinen Freunden.
"
" Ich hätte Frieden, müsste
nicht mehr leiden... "
" Wenn ich den Mut hätte...würde
ich mich umbringen. "
" Sterben eines Tages oder
sterben...jetzt. "
" Es bringt mir nichts zu kämpfen.
"
" Ich komme nie darüber
hinweg...es ist besser es zu beenden. "
Die Person fasst nur noch wenige Lösungen
ins Auge und das unablässige Leiden raubt ihr ihre Energie. Ihr
wiederholtes Scheitern verstärkt ihren Eindruck nicht angepasst
zu sein und verringert ihr Selbstwertgefühl und ihren
Selbstrespekt. |
Interventionsmodalitäten
In dieser Phase versinkt die Person
in innerlicher Verzweiflung. Die Intervention muss darauf
abzielen diesem Leid und diesem Schmerz Ausdruck zu geben und
ihn herauszulassen. Den Schmerz ausdrücken und das Gefühl
dabei von jemandem verstanden zu werden, verringert oft den Grad
des Schmerzempfindens. Das Mitteilen des Schmerzes hilft der
betroffenen Person häufig die Verbindung herzustellen mit den
Ereignissen die der Krise vorausgingen. Das Ausdrücken ihres
Schmerzes hilft ihr ihre Situation einzuschätzen ohne
Verzerrungen. Dadurch kann die Person die Fähigkeit zurückerlangen
ihr Gleichgewicht wiederzufinden.
Der Intervenierende muss die Person
kurzzeitig beobachten, sie wiedersehen sobald sie irgendeinen
Versuch zur Problemlösung unternommen hat. War der Versuch
positiv so wird weitere Unterstützung die Bemühungen der
suizidgefährdeten Person stärken. War der Versuch fruchtlos,
so muss der Intervenierende schnellstmöglich eine Alternative
anbieten bevor
Entmutigung und Verzweiflung sich bei der suizidgefährdeten
Person breit machen. Therapeutische Führung und positive Verstärkung
der Bemühungen, die von der suizidgefährdeten Person
unternommen werden, sind jetzt der Schlüssel der Intervention.
Der Intervenierende könnte in
diesem Moment das ganze Unterstützungsnetz in Bewegung setzen
um die emotionale Isolierung in der sich Personen in
Krisensituationen befinden, zu durchbrechen. |
C. Hin und Herwälzen des
Selbstmordgedankens
Charakteristisch für diese Phase
des Prozesses ist die große Beklemmung ausgelöst durch die Unfähigkeit
die Krise zu beenden und dem Gefühl keine Lösungen mehr zu
haben. Es muss hier hervorgehoben werden, dass es sich dabei um
die subjektive Einschätzung der Lage aus Sicht des Suizidgefährdeten
handelt, und nicht um einen realen Lösungsmangel. Hilfe und
Unterstützung führen häufig dazu der Person Auswege zu eröffnen,
die sie selbst, geblendet durch die Krise, nicht erkennen
konnte.
Die Person beschäftigt sich also
mit dem Selbstmordgedanken; die permanente Wiederkehr dieser
Idee erzeugt eine Beklemmung und einen Stress die den Schmerz
und das Leid noch schüren. Die Person ist mehr und mehr davon
überzeugt, dass es keine andere Möglichkeit gibt ihren fürchterlichen
und ständigen Schmerz zu beenden. Der Selbstmordgedanke wird
quasi zur Obsession.
„Ich denke beständig an
Selbstmord, das plagt mich unablässig".
„Ich erwache am Morgen und weiß,
dass ich den ganzen Tag daran denken werde, meine einzige
Zuflucht ist der Schlaf, aber selbst dann..."
„Die kleinste Enttäuschung, die
kleinste Schwierigkeit bringt mich wieder dahin".
„Es ist zum verrückt werden,
nichts gefällt mir mehr, nichts mehr hat Geschmack, niemand den
ich kenne kommt mehr an mich heran".
„Am Morgen fang ich an zu weinen
weil mir einfällt, dass ich wieder einen Tag vor mir habe an
dem ich nur daran denke".
„Es ist alles was mir bleibt...
Die einzige Alternative..." |
Interventionsmodalitäten
In dieser Phase zeugt die suizidgefährdete
Person von auffälligen Realitätsverzerrungen. Sie kann Gefühle
verallgemeinern (z.B.: niemand liebt mich mehr, ich störe jeden
in meiner Umgebung usw.) und die Lage völlig verkennen (z.B.:
man kann nichts mehr tun, ich habe alles versucht usw.)
Zudem findet die Person keine Verhaltensmöglichkeiten
mehr um ihren Schwierigkeiten zu begegnen. Der Intervenierende
muss einen guten Kontakt zu der Person herstellen, ein
Vertrauensverhältnis aufbauen, ihr erlauben ihre Schmerzen
auszudrücken und vor allem versuchen zu verstehen was die
Person in diese Krise gestürzt hat. Das vorrangige Ziel ist es
die Krise in die richtigen Worte zu fassen.
In dieser Phase versucht der
Intervenierende dem Suizidgefährdeten auf leicht verständliche
Weise zu erklären, was ihm eigentlich gerade passiert. Diese
Erklärung gilt der Identifizierung der der Krise vorausgehenden
Faktoren, deren Bedeutung, der zur Verfügung stehenden sowie
der noch zu erarbeitenden Kontrollmechanismen. Der
Intervenierende erarbeitet eine Verhaltensstrategie, die er dem
Suizidgefährdeten anbietet in Form eines Abkommens für die nächsten
Konsultationen und schlägt neue Lösungen zur Krise vor. |
D. Kristallisierung und Planung
des Selbstmordszenarios
Man nennt Kristallisierung den
Augenblick in dem der Suizid von der Person als ultimative Lösung
seiner Verzweiflung und seines Leidens angesehen wird. In dieser
Phase ist die Entscheidung gefällt und das Selbstmordszenario
(wo, wann, wie) wird ausgearbeitet, wenn dies nicht bereits
geschehen ist. Es ist klar, dass diese Entscheidung immer noch
von ambivalenten Gefühlen begleitet wird, und dass sie die
absolute Unerträglichkeit der Leiden wiederspiegelt. Die Person
ist jetzt völlig davon überzeugt, dass alle Möglichkeiten
erschöpft sind, und dass nur ein Selbstmord die Schmerzen zum
Schweigen bringen und beenden kann.
Die Kristallisierung ist Teil des
Selbstmordprozesses; man darf jedoch nicht vergessen, dass
dieser Prozess mehr oder weniger schnell vonstatten gehen kann
und dass er von der Art der Krise beeinflusst wird. Manchmal,
bedingt durch den impulsiveren Charakter einiger Personen
beispielsweise Jugendlicher, ist der Selbstmordprozess viel
schneller. Es ist möglich, in manchen Situationen, dass eine
Person sehr schnell an diesem Punkt anlangt. Es kommt häufig
vor, dass die Person sich in dieser Phase von der Last der
Schwierigkeiten befreit fühlt, wissend dass die Schmerzen bald
ein Ende haben werden. In dieser Phase bemerkt man häufig
Zeichen der Besserung; man spricht dann von einem spontanen
Nachlassen. Dieses Nachlassen gründet auf dem baldigen Beenden
der Leiden, nicht des Lebens. Zudem bringt das Gefühl eine
Entscheidung getroffen zu haben, eine gewisse längst verlorene
Kontrolle zurück. Diese Kontrollübernahme bringt ein Gefühl
der Ruhe mit sich, das von der Umgebung zu Unrecht als Zeichen
der Besserung gewertet wird. Daher die dringende Notwendigkeit
die Situation immer entprechend einzuschätzen mittels präziser
Nachfragen und sich nicht auf den äußeren Anschein zu
verlassen.
Wenn die Planung des Selbstmordes
abgeschlossen ist, ist der Zeitpunkt der Tat meist festgelegt
oder auf einen bestimmten Zeitpunkt, beispielsweise einen
Jahrestag, verschoben. Manchmal fällt er auch zusammen mit dem
Auftauchen einer neuen Schwierigkeit.
" Ich werde es Ende der Woche
tun, bis dahin habe ich alles was ich brauche. "
" Ich bringe meine Sachen in
Ordnung, schreibe mein Testament und dann mach ich mich aus dem
Staub. "
" Wenn ich auf meine Anfrage
keine positive Antwort erhalte, bring ich mich um."
Im Allgemeinen wird in diesem Moment
der Abschiedsbrief und das Testament geschrieben oder man
verschenkt Gegenstände, die einen emotionalen Wert besitzen.
" Hier, ich geb dir meine
Schier, ich brauche sie nicht mehr. "
" Ich schreibe dir um dir zu
danken für alles was du für mich getan hast. "
In dieser Phase des
Selbstmordprozesses, drängen die Emotionen die Person dazu sich
von anderen abzuwenden und sich zu isolieren. Sie betrachtet den
Suizid als einzige Lösung ihrer Leiden da alle Versuche die
Situation zu ändern, versagt haben. Der Selbstmord stellt einen
ultimativen Versuch dar, die Kontrolle mitten im Sturm zurückzugewinnen.
Der genaue Plan ist gefasst und es bedarf kaum noch eines Anstoßes
um ihn zur Ausführung zu bringen. |
Interventionsmodalitäten
In dieser Phase muss der
Intervenierende das Selbstmordpotential und die Gefährlichkeit
des Selbstmordszenarios – wo, wann, wie – einschätzen. Das
Selbstmordvorhaben muss direkt angesprochen werden. Der
Intervenierende schätzt die Genauigkeit und die Tödlichkeit
des Selbstmordszenarios ab. Er stellt alle notwendigen Fragen um
herauszufinden wo, wann und wie die Tat stattfinden soll. Er
muss abschätzen wie leicht die Person sich die notwendigen
Mittel verschaffen kann und ihm alle direkten Wege zu diesen
Mitteln abschneiden.
Der Ausdruck der Gefühle und die
Wertigkeit des Schmerzes müssen dazu dienen Vertrauen zu
schaffen, wodurch das Leid menschlich erträglich wird. Der
Intervenierende muss die Person dazu bringen sich noch eine
andere Chance zu geben, noch einen anderen Versuch zu
unternehmen. Er muss respektvoll und doch autoritär einen
Interventionsplan und die zu unternehmenden Schritte darlegen.
In dieser Phase, die suizidgefährdete Person hat dann zumeist
sehr wenig Energie, kann der Intervenierende für sie agieren,
es sei denn die Schritte, die die suizidgefährdete Person
einschlagen soll, sind sehr leicht auszuführen und ihre
Erfolgschancen sehr hoch.
Der Intervenierende muss mit der gefährdeten
Person ein Abkommen über die nötigen Schritte ausarbeiten. Die
Treffen zur weiteren Beobachtung müssen zeitlich nah
beieinander liegen (entweder alle paar Stunden oder am nächsten
Tag wenn man sicher ist, dass die Person sich zwischenzeitlich
in einem sicheren Umfeld befindet) um die Umsetzung der nötigen
Schritte zu fördern und zu unterstützen. Das soziale Umfeld
der Person kann mobilisiert werden, wenn es nicht selbst bereits
erschöpft ist von der Krise oder gar deren Ursprung darstellt. |
E. Auslösendes Element und das
Schreiten zur Tat
Lasst uns hier unterstreichen, dass
sobald der Suizidprozess fortgeschritten ist und die Suizididee
sich kristallisiert hat, die Ausführung der Tat unmittelbar
bevorsteht. Manchmal geht dem noch ein Ereignis voraus, das
meist nur der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Für die Umgebung und die Außenstehenden mag dieses auslösende
Moment relativ banal sein, beispielsweise eine schlechte Note in
der Schule. Dieses Ereignis ist jedoch das letzte in einer Serie
von emotionalen Verlusten und Misserfolgen. Man darf also nicht
das eigentliche Ereignis betrachten sondern die Gesamtheit des
Prozesses. |
Interventionsmodalitäten
In dieser Phase ist die Person auf
dem Punkt eines Selbstmordversuch zu unternehmen oder sehr nahe
daran. Die Einschätzung
des Selbstmordszenarios muss rasch vonstatten gehen. Äußere
Zeichen im Benehmen (Rhythmus der Stimme, Blicke, Logik der
Gedankenführung) helfen herauszufinden ob die Person in Gefahr
ist, denn diese hat vielleicht sogar schon Medikamente
geschluckt. Diese Beobachtungen sind wichtig vor allem falls die
Intervention telefonisch geführt wird. Die Fragen des
Intervenierenden müssen genau und direkt sein und sie müssen
es erlauben ein Maximum an Informationen zu sammeln bevor die
Person erschöpft oder eingeschlafen ist. Wenn die Person in
Gefahr ist, muss der Intervenierende autoritär und proaktiv
sein. Er muss Entscheidungen treffen um das Leben der Person zu
retten, selbst wenn diese keine Hilfe wünscht. Sollte die
Person bereits Medikamente eingenommen haben oder sich in einer
unmittelbaren Gefahr befinden, muss der Intervenierende
Notfallmaßnahmen ergreifen, einen Krankenwagen alarmieren und
sich versichern, dass die Person in ein Krankenhaus gebracht
wird. Sollte die Person jedoch eine Feuerwaffe oder anderes gefährliches
Material zur Verfügung haben, so geht es darum sie dazu zu
bringen die Tat aufzuschieben, ihr von Hoffnung reden und ihr
das Gefühl geben, dass noch nicht alles verloren ist. Ein
emotionales Band knüpfen zu der suizidgefährdeten Person führt
dazu Zeit zu gewinnen, und den Moment hinauszuzögern. Wenn ein
Band des Vertrauens aufgebaut ist und die Person, wieder etwas
ambivalenter geworden, sich einverstanden erklärt noch
abzuwarten, kann man sie bitten ihre Waffe zu entladen oder sich
von allem was sie gefährdet zu entfernen. In diesem Moment muss
der Intervenierende besonders autoritär sein und die Person
sofortiger Pflege übergeben.
In dieser Phase ist ein
Krankenhausaufenthalt meist die letzte Lösung. Es ist wichtig
die Person nicht zu verurteilen, abzuweisen oder abzuwerten. Man
muss sie zwar autoritär aber auch transparent und respektvoll
behandeln und ihr erklären warum für sie Entscheidungen
getroffen werden, die ihrem Willen zuwider laufen. |
Empfehlungen
Die Entwicklung der Selbstmordkrise
durchläuft verschiedene Phasen und jede von ihnen erfordert
unterschiedliche Interventionen. Diese Interventionen müssen sofort
erfolgen, ohne jeden Aufschub und müssen durch fähige Intervenierende
vorgenommen werden die genau wissen wie man sich in Krisensituation
gegenüber von suizidgefährdeten Personen verhält.
Es ist wünschenswert ausgebildete
Intervenierende an allen strategisch wichtigen Punkten zur Verfügung zu
haben (Krankenhäuser, Schulen, Jugendzentren usw.) damit eine schnelle
Einschätzung von der Art der Krise, ihrer Dringlichkeit und ihrer Gefährlichkeit
gemacht werden kann und der angebrachte Interventionsplan schnell
ausgearbeitet werden kann.
Die weitere Behandlung nach einer
Selbstmordkrise ist nötig und die verschiedenen Institutionen müssen
entsprechend umorganisiert werden
|